Wer mit der Anschaffung eines AV-Receivers liebäugelt, der stellt sich früher oder später zwangsläufig die Frage, was dieser alles können muss und insbesondere welche Anschlüsse das Gerät liefern soll. Nicht selten wird hier am falschen Ende gespart und der Receiver regelrecht an den Schnittstellen kastriert! Wir fragen uns: Warum werden immer noch so viele AV-Receiver ohne HDMI Schnittstelle verkauft?
Sinn und Zweck eines AV-Receivers
Wie der Name schon sagt, dient ein AV-Receiver dazu, Audio und Videodaten (= AV = Bild und Ton) von verschiedenen Quellen zu empfangen (receive), ggf. zu verstärken (Ton) und anschließend an verschiede Ausgänge zu verteilen.
Klassisches Beispiel: Videodaten werden vom AV-Receiver an den Fernseher geschickt und Audiodaten an ein angeschlossenes Lautsprechersystem. Das ist die Grundlage von Heimkino.
So sieht es häufig in der Praxis aus
Leider sieht die Praxis heute vielmehr so aus: Alle Hifi-Geräte wie DVD- & BluRay-Player, Spielekonsole und Satreceiver hängen direkt per HDMI Kabel am Flachbildfernseher. Dann kommt man irgendwann auf die Idee, dass der Sound aus dem flachen TV doch ziemlich bescheiden klingt und man kauft sich hochwertige THX-Produkte, die nun irgendwie angeschlossen werden müssen. Was also tun? Klar: AV-Receiver gekauft, Lautsprecher angeschlossen und dann von jedem Abspielgerät ein Coaxial-Kabel rüber an den neuen AV-Receiver. Häufig sah das ganze dann so aus:
Alle Geräte sind mit mindestens zwei Kabeln verbunden – Kabelsalat vorprogrammiert. Funktioniert das? Klar! Technisch läuft alles einwandfrei. Warum also etwas ändern? Dazu schauen wir uns den alternativen HDMI Ansatz an.
So sollte es aussehen: Der HDMI Ansatz
Moderne, gute AV-Receiver stellen bis zu 6 HDMI Eingänge zur Verfügung. Hierüber können alle möglichen HDMI Geräte an den AV-Receiver angeschlossen werden. Vom AV-Receiver geht dann ein Kabel zum Fernseher. Ton wird wie gehabt über ein am AV-Receiver angeschlossenes Lautsprechersystem ausgegeben.
Welche Vorteile bringt der HDMI Ansatz?
1. Weniger Kabel
Wie ihr seht, entfällt im zweiten Beispiel die komplette Audio-Verkabelung. Alles wird über HDMI übertragen. Das freut zum einen das Portmonee, weil ihr euch die teuren Audiokabel spart. Zum anderen habt ihr weniger Staubfänger in der Wohnung rumliegen und das Set-up sieht deutlich aufgeräumter aus.
Zudem sind HDMI Kabel billig. Klar gibt es Unterschiede. Aber auch wenn es sinnvoll ist, nicht das absolut billigste Kabel zu kaufen, es muss auch nicht das teuerste sein. Brillantere Farben oder eine hochwertigere Klangqualität kann man sich dadurch nicht erhoffen. Gute Highspeed Kabel sind vollkommen ausreichend.
2. Unterstützung für HD Audio
HD-Audio ist eine Spezifikation für Audio-Chips, die 2004 eingeführt wurde, um den bis dato aktuellen Standard AC97 abzulösen. Was bedeutet das? Klar: besseren Sound. Stereo-Signale werden in HD-Audio mit 192 kHz bei 32 Bit übertragen und bis zu acht Kanäle können mit je 96 kHz in 32 Bit realisiert werden. Das entspricht dann 7.1-Raumklang. Zum Vergleich: Der alte AC97 Standard lieferte maximal 5.1 Sound bei typischerweise 44,1 kHz und 16-Bit.
Für HD-Audio benötigt man zwangsläufig HDMI. Coaxial/optische Kabel übertragen maximal den Standard-Sound. In der oberen Skizze ist nativer 7.1 Sound nicht machbar, in der unteren Abbildung schon.
3. Einfachere Handhabung
Was haben wir uns nicht schon mit den Einstellungsmenüs an DVD-Playern etc. herumgeschlagen. Im oberen Beispiel muss für jedes Gerät individuell die externe Sound-Ausgabe aktiviert werden. Das nervt auf Dauer und überfordert oft Einsteiger. Und wie man sieht: Es ist total überflüssig. Hängen alle Geräte über HDMI am Receiver wird der Ton automatisch an den AV-Receiver gesendet und kann von dort aus weiterverteilt werden.
4. CEC möglich (theoretisch)
Dieser Punkt soll nur der Vollständigkeit halber aufgeführt werden. CEC (Consumer Electronics Control) ist Bestandteil der HDMI Spezifikation und soll eigentlich dafür dienen, dass alle Geräte, die über HDMI miteinander verbunden sind, über eine einzige Fernbedienung gesteuert werden können. In der Praxis könnt ihr das gerne mal testen. Meist sind die Ergebnisse frustrierend. Die Hersteller kochen alle ihr eigenes Süppchen.
5. Verbreitung
Der HDMI-Anschluss hat sich inzwischen zweifelsfrei zum Standard im Bereich Heimkino gemausert. Eigentlich nicht nur allein im Heimkinobereich, sondern in nahezu allen Bereichen, in denen Bild und Ton hochwertig übertragen werden sollen, ist HDMI die erste Wahl. Waren es anfangs in erster Linie nur Spielekonsolen und Blu-Ray-Player, besitzt heutzutage fast jedes elektronische Gerät mindestens einen HDMI-Anschluss. HDMI-Anschlüsse findet man heute nicht mehr nur an Heimkino-Equipment, auch jeder moderne Computer und diverse Tablets verfügen darüber. Klar, dass dann auch nur ein AV-Receiver mit HDMI sinnvoll ist. Zu beachten gibt es dabei nicht viel, HDMI 1.4 sollte es aber schon sein. Je nachdem, wieviele Geräte man anschließen möchte, sind mehrere HDMI-Anschlüsse empfehlenswert.
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Gibt es auch Nachteile?
AV-Receiver mit vielen HDMI Eingängen kosten in der Regel mehr als ihre Nicht-HDMI Pendants. Ob einem das Geld für die oben genannten Vorteile wert ist, muss letztlich jeder selbst entscheiden. Gute AV-Receiver mit ausreichend HDMI Eingängen gibt es so ca. ab 300 Euro.
Wenn alle Daten über HDMI durch den AV-Receiver „durchgeschleift“ werden müssen, kann es in Einzelfällen zu Probleme bei der „Begrüßung“ der einzelnen Komponenten (auch Handshake genannt) kommen: Über HDMI werden neben Bild und Ton nämlich noch zahlreiche weitere Daten, wie zum Beispiel Auflösungsinformationen EDID oder Verschlüsselungsdaten für den digitalen Kopierschutz HDCP übermittelt. Haben sich die Geräte untereinander jedoch erst einmal erkannt, hat man in der Regel nichts mehr zu befürchten.
Achtet darauf, dass der AV-Receiver mindestens den aktuellen HDMI Standard 1.4 unterstützt. Dann sind auch 3D-Inhalte kein Problem. Wer für die Zukunft gerüstet sein will, kauft gleich einen AV-Receiver mit HDMI 2.0 Unterstützung. Damit lassen sich auch 4K-Inhalte später durchschleifen.
Übertragungsverluste sind übrigens dank digitaler Technik kein Thema. Qualitätsmäßig macht es also keinen Unterschied, ob der Bluray-Player direkt am Fernseher oder am AV-Recevier hängt.
Fazit
Kauft euch einen AV-Receiver mit ausreichend HDMI Eingängen (Faustregel: mindestens 4 Stück). Auf diese Weise fallen Anschluss, Verkabelung und Handhabung leichter und euer Heimkino ist bereit für HD-Audio. Achtet auf den HDMI Standard 1.4 als Mindestanforderung, besser noch ist HDMI 2.0.